Berlin, Juni 2015

Liebe Leserinnen und Leser,

die G7-Staats-und Regierungschefs haben im Juni angekündigt, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig stoppen zu wollen. Das ist eine beachtliche Ansage. Doch mit Worten ist es nicht getan: Jetzt müssen Taten folgen. Freiwillige Kompensation kann dabei helfen, die Klimawende noch zu schaffen, für mehr Klimagerechtigkeit zu sorgen und klimaverträgliche Lebensstile zu schaffen – das hat eine aktuelle Studie der Universitäten Kassel und Hamburg nun wissenschaftlich belegt.

Anstatt auf die globale Trendwende zu warten, können wir selbst anpacken – das hat auch der erste Berliner Klimatag gezeigt. Am atmosfair-Stand gab es Klimaschutz zum Anfassen wie unseren Save80-Ofen mit Wonderbox sowie viele Infos rund um unsere Projekte in aller Welt. Gerade bereitet sich das atmosfair-Team auf einen Hilfsbesuch bei unseren Partnern in Nepal vor, wo durch die schweren Erdbeben viele Biogasanlagen zerstört wurden – nun geht es um deren Reparatur und weitere Projekte beim Aufbau neuer Energien. Auch dafür brauchen wir Ihre Unterstützung.

Eine neue Erfahrung ist für uns die Zusammenarbeit mit Medizinstudent Fernando und einem deutschen Arzt, die im Flüchtlingslager in Ruanda die Lungen von Menschen untersuchen, die statt der offenen Feuer in den Zelten unsere Öfen nutzen.

Mehr über unsere Arbeit finden Sie im aktuellen Jahresbericht 2014, diesmal mit dem Schwerpunkt Projektprüfungen (Link zum Download)

Vielen Dank für Ihre Hilfe,

Ihr Dietrich Brockhagen

Geschäftsführer atmosfair

P.S. Fragen, Anregungen und Kritik richten Sie bitte an: info@atmosfair.de

G7-Finanzministertreffen 2015 in Dresden durch atmosfair kompensiert

Dresden, Mai 2015: Das Bundesministerium der Finanzen und die Deutsche Bundesbank beauftragten atmosfair, die CO2-Emissionen des G7-Finanzgipfels 2015 in Dresden zu berechnen. Die angefallenen Veranstaltungsemissionen wurden durch die Klimaschutzprojekte von atmosfair kompensiert. Im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft hatten sich vom 27. bis 29. Mai die Finanzminister und Notenbankgouverneure der sieben führenden Industrienationen in Dresden getroffen. Ob geschäftlicher oder privater Event, atmosfair berechnet für Sie die Klimawirkung Ihrer Veranstaltung und erstellt einen ausführlichen CO2-Bericht.

Mehr Infos unter: www.atmosfair.de/kompensieren/event

G7-Finanzministertreffen 2015 in Dresden

Neue Studie widerlegt These vom „Ablasshandel"

Kassel, Mai 2015: Freiwillige Kompensation sollte so alltagstauglich werden wie LED-Leuchten oder energiesparende Kühlschränke. Das ist das Plädoyer einer neuen Studie der Universitäten Kassel und Hamburg. Die Wissenschaftler haben untersucht, was hinter dem Vorwurf steckt, dass freiwillige CO2-Ausgleichszahlungen dem Klima kaum nützen und nur dem Verbraucher ein gutes Gewissen verschaffen. „CO2-Offsetting ist definitiv kein Ablasshandel, sondern ermöglicht den Ausgleich kaum vermeidbarer Emissionen, was insgesamt zu mehr Klimaschutz führen sollte“, meint der Leiter des Fachgebiets Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Kassel, Prof. Andreas Ziegler.

Die Forscher fanden auch keine Hinweise darauf, dass freiwillige Kompensation besonders klimaschädliches Konsumverhalten noch verstärken würde. Anhand von zwei Umfragen in Deutschland und den USA konnten die Autoren zeigen, dass vor allem bereits ökologisch ausgerichtete Menschen freiwillig Geld für klimaschädliche Produkte wie Flugreisen zahlen. Zudem neigen sie auch in anderen Bereichen zu einem klimafreundlicheren Konsumverhalten, wenn sie schon einmal für eigens verursachte CO2-Emissionen einen Mehrbetrag für Klimaschutzprojekte bezahlt haben.

Die Bereitschaft, für klimaschädlichen Konsum einen höheren Preis zu zahlen, ist in Deutschland mit 54 Prozent der Befragten weitaus höher als den USA (37 Prozent). Allerdings antworteten über 40 Prozent in beiden Ländern erst gar nicht auf die Frage, ob sie bereit wären, freiwillig zu kompensieren. Für Menschen in beiden Ländern ist das Gefühl, etwas Gutes für das Klima und die Umwelt zu tun, eng mit der Motivation verbunden, für klimaschädliches Verhalten zu zahlen. In Deutschland spielt die Frage der „grünen Identität“ eine Rolle: Menschen mit starkem ökologischen Bewusstsein sehen die freiwillige Kompensation als Teil eines klimafreundlichen Lebens an. In den USA ist diese Motivation eher seltener, fand die Befragung heraus. Dort geht es vor allem darum, ein Vorbild für andere zu sein.

Allerdings sind viele Menschen noch nicht ausreichend über freiwillige Kompensation informiert, konstatieren die Studienmacher. Die Befragung zeige jedoch, dass es eine höhere Motivation gibt, wenn die Befragten bereits über Möglichkeiten der freiwilligen Kompensation informiert sind. Bei der Aufklärung gebe es also eine entscheidende Lücke, so die Wissenschaftler. Die Studie zum Download finden Sie hier.

Studien der Universität Kassel

atmosfair beim ersten Berliner Klimatag

Berlin, April 2015: Klimaschutz kann jeder: Wie das geht, konnten viele hunderte Interessierte auf dem ersten Berliner Klimatag am 26. April lernen. Gemeinsam mit den Besuchern haben wir uns bei einer Fotoshow auf eine visuelle Weltreise durch all unsere Projekte begeben. Wie funktioniert der Ofen „Save80“, mit dem man beim Kochen 80 Prozent der üblichen Menge Brennholz spart?

Vor allem aber konnten die Teilnehmer – passend zum Tagesthema – bei ihrem eigenen Leben ansetzen. Wie viele Kohlendioxid-Emissionen fallen eigentlich bei verschiedenen Urlaubsreisen an? Die Besucher wurden zur Schätzung gebeten – vielleicht reist der eine oder die andere künftig lieber mit Zug oder Fernbus, wenn ein Flug nicht absolut unvermeidlich ist. Kulinarische Inspirationen boten unsere leckeren Rezeptideen – zum Beispiel aus Kamerun. Kleiner Tipp: Diese finden Sie in unserem Jahresbericht zum Nachkochen.

Neben atmosfair präsentierten sich rund 30 weitere Aussteller aus den Bereichen Energie, Ernährung, Konsum und Verkehr in der Kreuzberger Markthalle Neun. Sie zeigten, dass alle Bereiche des gesellschaftlichen Handelns und Lebens einen Bezug zum Klimawandel haben. Alles zusammen ergab ein buntes Bühnenprogramm mit veganer Kochstunde, Podiumsdiskussionen und Vorträgen – beispielsweise von Vertretern der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) oder dem Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Ein voller Erfolg und vielleicht ein Vorbild für Klimatage in anderen Städten!

atmosfair am ersten Berliner Klimatag

Sorge um unsere Projektpartner in Nepal

Kathmandu, April 2015: Anfang Juli werden atmosfair Mitarbeiter nach Nepal fliegen, um dort mit den Partnern Vereinbarungen für die Unterstützung von Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen abzuschließen.

Die schweren Erdbeben in Nepal am 25. April und 12. Mai haben auch das atmosfair-Team getroffen. Besondere Sorge galt dabei den Bauernhöfen in der Erdbebenregion, die unsere Biogasanlagen nutzen, sowie Anlagenbauern im Netzwerk um unseren Projektpartner Alternative Energy Promotion Centre (AEPC), mit dem wir seit 2014 im Rahmen eines landesweiten Biogasprogramms zusammenarbeiten. Das AEPC Büro in Kathmandu war nach dem ersten Erdbeben vorsichtshalber zunächst evakuiert worden. Nach fast vier Wochen Arbeit in provisorischen Zelten wurde das Bürogebäude nun wieder als sicher eingestuft und die Mitarbeiter konnten in ihre Büros zurückkehren. Wir sind sehr erleichtert, dass keiner der Mitarbeiter schwer verletzt wurde.

So glimpflich kamen leider viele Nepalesen – insbesondere im Himalaya-Gebiet – nicht davon. Auch Wochen nach der Katastrophe kommt der Wiederaufbau nur schleppend voran. Nun wird die Zeit wird knapp, denn schon beginnt der Monsun – und damit der große Regen bzw. in höheren Lagen sogar Schnee. Menschen, die ihre Unterkünfte ganz verloren haben, sind dem nassen und kalten Wetter bald schutzlos ausgeliefert.

Auch die Bilanz für das von atmosfair unterstützte Biogasprojekt ist verheerend: Zwar konnten bisher mögliche Schäden an den Biogasanlagen noch nicht festgestellt werden, dennoch gibt es erste Schätzungen: Unser Projektpartner AEPC geht von mehreren tausend betroffenen Biogasanlagen aus. Nach der Monsunzeit (ab Oktober) sollen diese dann repariert werden. atmosfair wird seine Partner vor Ort auch in dieser Aufgabe zur Seite stehen und die betroffenen Haushalte beim Wiederaufbau unterstützen.

Mehr Informationen zum atmosfair-Biogasprogramm in Nepal: https://www.atmosfair.de/nepal-biogas

Biogasanlage im Bau

Kampf gegen Luftverschmutzung: atmosfair-Gesundheitsstudie im ruandischen Flüchtlingscamp

Kigali, April 2015: Zur Durchführung von Lungenfunktionstests war Medizinstudent Fernando im Auftrag von atmosfair in Ruanda, um mit den Bewohnern eines UN-Flüchtlingscamps eine Studie durchzuführen. Insgesamt nahmen 500 Personen an der ersten Phase der Studie teil. Die Lungenfunktionstests werden mit den Bewohnern nach sechs bis acht Monaten mit dem atmosfair „Save80“-Ofen wiederholt. Der Vergleich der Ergebnisse gibt Aufschluss darüber, ob der effiziente Ofen nicht nur Holz spart, sondern auch die Lungenbelastung durch den Qualm reduziert. Außerdem hat Fernando ruandische Mitarbeiter geschult, damit sie die Lungenfunktionstests selbst durchführen und in den kommenden Monaten begleiten können. Die Studie soll Anfang 2016 abgeschlossen sein.

Zahlen der Weltgesundheitsorganisationen alarmieren: 4,3 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit aufgrund von Luftverschmutzung in Haushalten – fachsprachlich Indoor-Air-Pollution – mehr als an Malaria. Häufige Krankheiten sind Lungeninfektionen, chronische Lungenerkrankungen, Asthma oder Krebs. Gemeinsam mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen und Ärzten der Universität Lübeck sowie des gemeinnützigen Vereins Buana aus Hamburg setzt atmosfair eine Gesundheitsstudie im Flüchtlingscamp Kiziba in Ruanda um.

Denn was fehlt, sind bisher handfeste empirische Daten dazu, inwiefern effiziente Öfen dazu beitragen, diesen Krankheiten vorzubeugen – das wollen wir ändern! Momentan nutzen die Bewohner des Camps ausschließlich traditionelle Feuerstellen wie das Drei-Steine-Feuer. Diese Feuerstellen sind nicht nur ineffizient im Hinblick auf den Holzverbrauch, sondern durch den Ausstoß von Kohlenmonoxid sowie Feinstaub hauptverantwortlich für Indoor-Air-Pollution.

Ein Fotoalbum zu der Gesundheitsstudie und den bisherigen Tests gibt es hier.

Lungenfunktionstests im UN-Flüchtlingscamp in Ruanda

Hintergrund zum neuen Projekt in Äthiopien: Mehr als einfach nur Solarlampen

Äthiopien, Juni 2015: Seit 2014 betreibt atmosfair ein Projekt zur Energieversorgung im ländlichen Raum in Äthiopien. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt – auf dem von der UN erhobenen Human Development Index nimmt es Platz 173 von 186 Ländern ein. Auch in Sachen Energieversorgung fehlt es am Nötigsten: Auf dem Land sind nicht einmal 2 Prozent aller Haushalte ans Stromnetz angeschlossen und daher in der Regel auf Licht aus Kerosinlampen angewiesen. Diese sind denkbar ineffizient, sowohl bei den Kosten als auch beim CO2.

atmosfair plant daher, in den kommenden sieben Jahren 20.000 Kleinsolaranlagen, sogenannte Solar Home Systems, an äthiopische Haushalte ausliefern. Dabei arbeiten wir mit dem Solarunternehmen Fosera Manufacturing zusammen, das eine lokale Produktion von qualitativ hochwertigen Solarmodulen in Bahir Dar, am Tana-See im Norden Äthiopiens, aufgebaut hat. Seit Beginn 2015 wurden mehrere hundert Systeme verkauft. Diese Kleinsysteme – mit je 3 bis 4 Lampen – bieten neben Licht auch die Möglichkeit des Aufladens von Handys oder den Betrieb eines Radios. Durch den Wegfall der Kerosinlampen entsteht kein schädlicher Rauch mehr in den Haushalten.

Doch es geht nicht nur um den reinen Vertrieb von Solaranlagen, sondern auch um einen Technologiewandel im Land. Der Projektpartner id-eee (Institut für dezentrale Elektrifizierung, Entrepreneurship und Bildung) aus Ulm schult seit Projektbeginn Universitätsdozenten und Studenten in Photovoltaik-Technologie, damit diese später ihr Wissen weitervermitteln können. Zudem werden Händler und Verkäufer für die Wartung und Reparatur von Solaranlagen geschult.

Mit diesem Projekt wollen wir zusammen mit unseren Partnern den Klimaschutz mit der Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort verknüpfen. Ein erster Schritt also, um Äthiopien für seine Bewohner lebenswerter zu machen.

Weitere Informationen zum Solar Home Projekt in Äthiopien: https://www.atmosfair.de/athiopien-solarhomesystems

Äthiopien: Großvater ließt im Licht der Solarlampe
Solarwerkstatt in Äthiopien

Effiziente Öfen in Lesotho: Über zwei Tonnen CO2 pro Jahr und Ofen gespart

Lesotho, März 2015: Anfang März dieses Jahres reiste ein Prüfer von TÜV Rheinland für eine Woche nach Lesotho, um die von atmosfair berechneten Emissionseinsparungen im Ofenprojekt zu überprüfen – organisiert und begleitet von Mitarbeitern von Solar Lights sowie atmosfair. Innerhalb von 5 Tagen reisten der Prüfer und das Team von Solar Lights dafür mehrere 100 Kilometer durch die Gebirgsausläufer des Landes, um insgesamt 60 Haushalte zu besuchen.

Lekopa lebt im lesothischen Bezirk Leribe und ist Teil unseres Projekts für effiziente Öfen. Mit ihren neuen Geräten ist sie zufrieden: „Ich nutze den ‚Save80‘-Ofen drei Mal täglich und koche verschiedene Gerichte. Abends koche ich Wasser, welches ich über die Nacht in der Wonderbox warmhalte. Dadurch spare ich besonders am nächsten Morgen Zeit beim Zubereiten des Frühstücks, und die Kinder haben warmes Wasser zum Waschen.“

Für die Zertifizierung des Projektes reichen positive Urteile wie das von Lekopa allerdings nicht aus. Dafür müssen unabhängige und externe Prüfer gemäß den Prinzipien des Clean Development Mechanism (CDM) sowie dem Gold Standard Emissionseinsparungen bestätigen.

Unsere lokale Partnerorganisation Solar Lights führte dazu im Februar zunächst die jährliche Monitoringkampagne durch. Im Rahmen der Kampagne wurden 100 zufällig ausgewählte Haushalte besucht und nach der Nutzung des effizienten Ofens „Save80“ befragt.

Die Ergebnisse der Kampagne sind notwendig für die Berechnung der erzielten Emissionseinsparungen in dem Projekt. Die Ergebnisse zeigen: Die Öfen werden gut von den Nutzern angenommen, denn damit sparen sie Holz, Zeit und Geld. Ein Save80-Ofen in Lesotho sparte im Jahr 2014 rund 2,3 Tonnen Kohlendioxid.

Mehr Fotos gibt es hier.

Zertifizierung von Ofenprojekt in Lesotho