Liebe Leserinnen und Leser,

vor kurzem endete die Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém – kein Ausstiegsplan aus fossilen Energien, aber dafür ein neuer Fonds, initiiert von Brasilien: der Tropical Forests Forever Facility (TFFF) soll tropische Wälder schützen. Was ist davon zu halten?

atmosfair beschäftigt sich intensiv mit dem Thema „Waldschutz für Klimaschutz“ (siehe z.B. Schwerpunkt im Jahresbericht 2020). Damals haben wir gefragt, ob die CO2-Kompensation mit Waldprojekten von privaten CO2-Kompensationsagenturen gut sein kann. Leider ist das oft nicht der Fall: Wie bei anderen privatwirtschaftlichen Nutzungen von Wäldern lastet ein erheblicher Druck auf Wäldern. Die einen wollen sie für Holzprodukte bewirtschaften, die anderen darin leben, wieder andere auf den Flächen lieber Industriegebiete ansiedeln. Leidtragende der CO2-Kompensation durch Waldschutz sind oft indigene Völker, die dadurch ihre meist nachhaltig bewirtschafteten Wälder nicht mehr nutzen dürfen. Unser Ergebnis war, dass der Schutz von Regenwäldern nicht von privaten Unternehmen, sondern von Nord-Süd-Regierungspartnerschaften verantwortet werden soll, die indigene Interessen berücksichtigen, langfristig und demokratisch legitimiert. Dabei können dann Unternehmen gerne mitarbeiten.

Tropical Forests Forever Facility – endlich Waldschutz, der funktioniert?

Die neue Initiative Brasiliens sieht auf den ersten Blick danach aus, dass ein solches staatliches Instrument für den Waldschutz nun Realität wird. Das ist gut, allerdings sehen wir bei dem TFFF auch große Probleme. Das Geld, mit dem tropische Staaten für den Erhalt ihrer Regenwälder belohnt werden sollen, soll aus den Renditen privater Geldanlagen auf dem Finanzmarkt kommen, vorzugsweise aus Staats- und Unternehmensanleihen von Entwicklungsländern. Die Geldanlagen stammen aus dem neuen Fonds mit insgesamt 125 Milliarden US-Dollar. 100 Milliarden von Unternehmen und 25 Milliarden von einer Reihe von Ländern inkl. vieler Industrieländer. Deren Fondseinlagen von 25 Milliarden dienen zur Absicherung. Diese öffentlichen Gelder sollen Verluste ausgleichen, für die bei Geldanlagen in Entwicklungsländern ein erhöhtes Risiko besteht.

Hierbei besteht die Gefahr, dass die Beteiligung am TFFF mit anderen Zielen und Programmen konkurriert und zum Risikokapital wird. Industrieländer würden ihre Steuergelder letztendlich dazu nutzen, private Risikoinvestitionen abzusichern, anstatt Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung in Entwicklungsländern direkt zu fördern. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass indigene Gruppen im Gegensatz zu den Interessen privater Unternehmen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Sie sollen lediglich 20 Prozent der Zahlungen erhalten, obwohl ihnen eine Schlüsselrolle beim Erhalt der Wälder zukommt. Der TFFF hat also noch eine Reihe von Fragezeichen.

Neue Studie mit dem ifeu-Institut: Abfallbiomassen für Klimaschutz im Globalen Süden

Wenn wir geeignete Restbiomassen suchen, mit denen wir CO2-neutral Strom oder Pflanzenkohle herstellen können, stoßen wir manchmal auch auf Sägespäne vom Holzzuschnitt in Sägewerken und stellen uns dann die Frage, ob der Wald vernünftig bewirtschaftet wird. Aber es gibt ja auch noch Restbiomassen aus Ernteresten und Klärschlamm. Wir haben uns gefragt: Wieviel Abfallbiomasse bleibt eigentlich nutzbar übrig, wenn man harte Umwelt- und Sozialkriterien anlegt?

Um diese Frage zu klären, haben wir gemeinsam mit dem ifeu-Institut eine Studie durchgeführt, die mit ihren Kriterien zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit weiter geht als bisherige Ansätze. Die Ergebnisse stellen wir kommenden Mittwoch in einem Webinar vor. So viel kann ich schon verraten: Es ist eine ganze Menge an Restbiomassen verfügbar!

Vermischtes

Fliegen und Luxus: Auf der COP30 kam u.a. von Frankreich und Spanien die Forderung nach einer Luxussteuer auf Flugtickets der First und Business Class auf. Diese Maßnahme setzt bei den Hauptverursachern an, da der CO2-Ausstoß pro Passagier in diesen Klassen wesentlich höher ist als in der Economy Class. Das ist nur eine Erkenntnis aus der aktuellen Ausgabe des atmosfair Airline Index 2025, der die wichtigsten Fluggesellschaften der Welt nach ihrer CO2-Effizienz bewertet.

Aus dem Himmel in den Basaltkeller: atmosfairs erste Direct Air Capture Anlage in Kenia mit Partner Octavia läuft und filtert erstes CO2 aus der Luft, das nächstes Jahr im tiefen Basaltgestein abgespeichert werden soll. High-Tech in einem Entwicklungsland, es geht also doch voran!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Herzliche Grüße,

Ihr Dietrich Brockhagen
Geschäftsführer atmosfair

P.S.: atmosfair wächst und sucht engagierte Mitarbeiter mit technischem Hintergrund für unsere Klimaschutzprojekte weltweit. Haben Sie Interesse? Hier finden Sie die aktuellen Stellenausschreibungen von atmosfair und Solarbelt.

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Veranstaltungen:

Vorstellung Restbiomassen-Studie mit Paneldiskussion

Kerosin aus Kokosschalen? Strom aus Stroh? Negative Emissionen mit Holzresten? Biologische Abfälle lassen sich gut für den Klimaschutz nutzen. Doch welche Mengen stehen davon zur Verfügung? Und ist deren Nutzung umwelt- und sozialverträglich? Dazu hat atmosfair mit dem ifeu eine eigene Studie geschrieben – die wir in einem Webinar am 10. Dezember vorstellen.

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Klimaschutz ganz nah – das war der Tag der offenen Tür

Im September hieß atmosfair zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer im Berliner Büro willkommen, wo sie sich ein eigenes Bild von unseren Klimaschutzaktivitäten machen konnten. Die Gäste genossen afrikanisches Essen – und den direkten Blick in die Ofenfabrik nach Ruanda.
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Neues aus unseren Projekten:

Erste Direct Air Capture-Anlage von atmosfair in Betrieb

Die meisten Klimaschutzprojekte vermeiden Treibhausgas-Emissionen. Jetzt zieht atmosfair zusätzlich CO₂ aus der Atmosphäre, mit der neuen DAC-Anlage in Kenia. Deren Betrieb braucht Energie – aber unter der Erde schlummert hierfür ein großes Potenzial.
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atmosfair veröffentlicht Airline Index 2025

Die aktuelle Analyse zeigt, dass die CO₂-Effizienz von Flugzeugen nicht ausreichend steigt, um den Pariser Klimazielen gerecht zu werden. Das liegt nicht nur am Alter der Maschinen: Viele Airlines, die schlechter abschneiden, zeichnen sich durch ein bestimmtes Merkmal aus.
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20 Jahre atmosfair – ein Dankeschön für Sie

Im Mai hat atmosfair sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Unsere Arbeit für weltweiten Klimaschutz wäre ohne Menschen wie Sie nicht möglich.

Als kleines Dankeschön verschenken wir den atmosfair Kalender 2026 mit faszinierenden Bildern von Mensch und Technologie. Der Kalender gibt Einblicke in die aktuelle Arbeit für mehr Klimaschutz in Entwicklungsländern und bringt auf den Rückseiten interessante Fakten, Erklärungen und weitere Hintergründe. Ein Hingucker am Arbeitsplatz, im Homeoffice oder auf dem Flur neben dem Bild vom Sonnenuntergang…

Gedruckt auf Recyclingpapier im praktischen A3-Format. 12 Seiten von Januar bis Dezember.

Um den Kalender zu erhalten, füllen Sie einfach unser kurzes Bestellformular bis zum 10.12.2025 aus:

👉 Bestellformular – atmosfair Kalender 2026 – Formular ausfüllen

Vielen Dank für ihre Unterstützung und alles Gute für 2026!