atmosfair news Juli 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

vergangene Woche hat die EU-Kommission ihren Vorschlag für das Klimaziel für 2040 vorgelegt: eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90% gegenüber 1990. Klingt ambitioniert und wäre grundsätzlich mit dem 1,5 Grad-Klimaziel von Paris vereinbar. Allerdings gibt es einen kleinen Haken.

CO₂-Kompensation – zusätzlicher Klimaschutz oder ,Flexibilisierung‘?

Der Vorschlag sieht ebenfalls vor, dass nicht alle Reduktionen in der EU selbst stattfinden müssen. 3% der Emissionen bezogen auf das Ausgangsjahr 1990 können Kompensationsprojekte in Entwicklungsländern erbringen. Pate stand hier der schwarz-rote Koalitionsvertrag, der ebenfalls für 3% der deutschen Reduktionsverpflichtungen Kompensation in Drittstaaten erlaubt.

Ein solcher Transfer von Emissionsminderungen zwischen Staaten ist nach Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens grundsätzlich möglich, allerdings vor allem als Mittel für höhere Ambitionen, nicht um die eigenen Verpflichtungen zu senken. Entsprechend sieht das Öko-Institut in seiner Beurteilung hier ein Schlupfloch und fordert Richtung EU: Kompensation nur zusätzlich, nicht als Ersatz!

Was passiert, wenn Deutschland etwa einen Solarpark in Indien finanziert, und sich die Emissionsminderung selbst anrechnet? Dann darf Indien gemäß Art. 6 dieses Projekt nicht mehr für seine Klimaziele verbuchen, und Deutschland muss weniger Klimaschutz im eigenen Land leisten. Das Ergebnis: unterm Strich ist dem Weltklima nicht geholfen. Rechte Tasche Indien, linke Tasche Deutschland – das Weltklima geht leer aus.

Wenn Klima und Mensch von Kompensation profitieren

Bei atmosfair gehen wir einen anderen Weg: Wir unterstützen Unternehmen, die sich über ihre gesetzlichen Pflichten hinausgehende Reduktionsziele setzen und dafür freiwillig Artikel-6-Projekte finanzieren. Die zertifizierten CO₂-Minderungen, die wir für diese Projekte erhalten, legen wir im deutschen Register still – sie zählen also für niemanden. Nicht für das Unternehmen, nicht für Deutschland, nicht für das Projektland. So werden tatsächlich zusätzliche Emissionen eingespart, und zwar über das hinaus, was die Staaten bereits versprochen haben.

In mehreren afrikanischen Ländern setzen wir bereits Klimaschutzprojekte nach Artikel 6 Paris Agreement um – gemeinsam mit den Regierungen, transparent und langfristig. Zum Beispiel in Togo, wo wir gemeinsam mit einem lokalen Partner jetzt unsere erste Agri-Photovoltaik-Anlage gebaut haben. Das Projekt schafft Klimaschutz zusätzlich zu den Maßnahmen der Regierung, weil sie die zertifizierten CO₂-Minderungen an uns überträgt. Außerdem schafft die Anlage sozialen Mehrwert: Die Solarpaneele spenden Schatten und die mitinstallierte Tröpfchenbewässerung ermöglicht einen effizienten Anbau von Feldfrüchten.

Auch unsere Pflanzenkohleproduktion hilft dem Klima und den Menschen vor Ort: In Kambodscha nutzen wir jetzt Reisabfälle, um Kohlenstoff aus der Luft dauerhaft im Boden zu binden. Und in Kenia ermöglichen wir den Menschen an der Küste, ganz ohne Emissionen von A nach B zu fahren. Mehr dazu lesen Sie in den Newsmeldungen aus unseren Projekten.

Übrigens: Wir suchen immer noch nach einem passenden Begriff für die neuen Möglichkeiten, die das Paris-Abkommen bietet: „Kompensation“ und „Ausgleich“ klingen nach besagtem Nullsummenspiel – dabei haben unsere Artikel-6-Projekte viel mehr zu bieten. „Klimaneutral“ klingt nach all den unsinnigen Produkten, die in Supermärkten noch immer unter diesem Begriff angeboten werden. „Klimapositiv“ wäre eine Möglichkeit für Unternehmen, die sich wie beschrieben engagieren. Was meinen Sie?  Schreiben Sie uns gerne!

Herzliche Grüße,

Ihr Dietrich Brockhagen

Geschäftsführer atmosfair

P.S.: atmosfair wächst und sucht engagierte Mitarbeiter mit technischem Hintergrund für unsere Klimaschutzprojekte weltweit. Haben Sie Interesse? Hier finden Sie die aktuellen Stellenausschreibungen von atmosfair und Solarbelt.

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Veranstaltungen:

Webinar CSRD: Omnibus und Klimastrategie – gemeinsam mit :response

Was bedeutet das Omnibusverfahren für Ihr Unternehmen und wie können Sie eine wirkungsvolle Klimastrategie entwickeln? Wir zeigen gemeinsam mit der Beratungsagentur :response praxisnah, wie sich die aktuellen Debatten auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung und Klimatransitionspläne auswirken. Weitere Informationen und Anmeldung

Tag der offenen Tür am 12. September 2025

Im September ist es wieder so weit: atmosfair öffnet die Türen seines Berliner Büros und bietet Ihnen einen Blick hinter die Kulissen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich auf Ihre Fragen rund um die CO₂-Kompensation und unsere Klimaschutzprojekte. Und wir schalten live nach Afrika und schauen uns ein Klimaschutzprojekt in Aktion an. Hier können Sie sich kostenlos registrieren und uns damit die Planung erleichtern. Weitere Informationen finden Sie außerdem auf LinkedIn und auf Instagram.

Neues aus unseren Projekten:

Erste Agri-Photovoltaik-Anlage in Togo fertiggestellt

3.000 Megawattstunden sauberer Solarstrom für 14.000 Menschen in Westafrika: So unterstützen wir Togo dabei, unabhängiger von Energieimporten zu werden. Unsere Agri-Photovoltaik-Anlage ist dort die erste ihrer Art: Sie zeigt, dass Energiegewinnung und Nahrungsanbau sich gegenseitig ergänzen können.

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Kambodscha: Pflanzenkohle-Produktion mit Reisspelzen

Bei der Reisproduktion in Südostasien fallen massenhaft leere Körnerhülsen an, die bisher verrotten oder verbrannt werden. Wir stellen aus diesen Abfällen Pflanzenkohle her, die Kohlenstoff im Boden speichert und so das Klima schützt – gemeinsam mit lokalen Partnern und modernster Technologie.

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Kenia: Erste elektrische Tuk-Tuks produziert

An der Küste Kenias sind sie das Fortbewegungsmittel Nummer eins: Kleine, günstige Motorradtaxis, die bisher vor allem mit Diesel oder Benzin fahren. Jetzt verlassen die ersten 25 elektrisch betriebenen Tuk-Tuks unsere Fabrik in Diani Beach und fahren mit sauberer Energie. Für die Fahrerinnen und Fahrer bleibt so mehr von ihren Einnahmen übrig.

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Indien: atmosfair startet digitales Monitoring-System für Pflanzenkohle

30.000 Haushalte und jeden Monat über eintausend Tonnen Biodünger aus Pflanzenkohle: Unsere Produktion in Indien wächst stetig. Um hier den Überblick zu behalten, haben wir ein digitales Monitoring-System entwickelt, das alle Schritte genau dokumentiert. So dokumentieren wir die Menge an Kohlenstoff, den die Pflanzenkohle im Boden bindet. Dabei profitieren auch Bäuerinnen und Bauern von dieser vielseitigen Substanz.

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