Zusammenfassung

Technologietransfer :Effiziente Holzvergaseröfen, die 50% Feuerholz einsparen und rauchfreies Kochen ermöglichen. Da es sich um eine Pyrolysetechnologie handelt, entsteht als Nebenprodukt Pflanzenkohle. Sobald die Pflanzenkohle im Boden ist, verbessert sich die Bodenqualität und Kohlenstoff wird gespeichert.
Lokale Umwelt :Vermeidung von Abholzung/ Entwaldung in der Region und Reduktion der Luftverschmutzung in Innenräumen, Fruchtbarmachung von ausgelaugten Böden nach jahrelanger Nutzung von chemischem Dünger
Weitere Vorteile :Zeit- und Kostenersparnis in der Brennholzbeschaffung, Weniger Atemwegserkrankungen durch fast rauchfreies Kochen, Zusätzliches Einkommen
Arbeitsplätze :Neue Arbeitsplätze in der Kohleeinsammelkette, bei der Herstellung des Düngers und in der landwirtschaftlichen Beratung
Projektpartner :Sapient Infotech (kleines Unternehmen aus Kalkutta)

In Indien produziert atmosfair Pflanzenkohle direkt in den Dörfern und ohne teure Maschinen, mit unseren kleinen Haushaltsöfen aus indischer Herstellung von unserem lokalen Partner Sapient Infotech. In dem Pilotprojekt in Westbengalen, Indien, sammeln die Angestellten die aus den Haushaltsöfen produzierte Pflanzenkohle ein, zerkleinern sie und reichern sie mit Dünger an. Die angereicherte Pflanzenkohle verteilen sie in einem nächsten Schritt an Landwirte und Landwirtinnen, welche diese während der Pflanzsaison auf ihre Böden ausbringen. Durch die Einbringung der Pflanzenkohle entsteht eine CO2-Senke, während gleichzeitig wertvolle Nährstoffe dem Boden beigefügt werden.

Die Beschaffung, Anreicherung und Einbringung der Pflanzenkohle

In der Pilotphase des Projekts kaufen wir die Pflanzenkohle von 1000 Haushalten ab, die mit dem effizienten Haushaltsofen kochen. Die Pflanzenkohle fällt als Nebenprodukt der regulären Kochaktivitäten mit dem Haushaltsofen an. Jeder Haushalt erzeugt etwa 30 kg Pflanzenkohle pro Monat, die von Feldassistenten und Feldassistentinnen wöchentlich eingesammelt und abgekauft werden. Unsere indischen Partner zerkleinern die eingesammelte Pflanzenkohle und mischen den gesammelten Kuhurin darunter, sodass ein wertvoller Dünger daraus wird. Sie bringen dann eine genau abgemessene Menge an Säcken zu den Feldern für Anbau von Nutzpflanzen. Während der Pflanzsaison bringen die Landwirte und Landwirtinnen dann den Pflanzenkohledünger in die Böden ein.

Der Aufbau einer lokalen Infrastruktur

Das Pilotprojekt in Westbengalen etabliert die notwendige Infrastruktur, um eine Brücke zwischen der Herstellung von Pflanzenkohle und ihrer Anwendung auf landwirtschaftlichen Feldern zu schlagen. Durch den Aufbau dieser Struktur entsteht ein lokales Pflanzenkohle-Netzwerk. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen durch die Schaffung einer Kohlenstoffsenke mittels Pflanzenkohle, schafft das Projekt wichtige lokale Arbeitsplätze und bietet Bildungsangebote für Landwirte und Landwirtinnen um Felder effektiv ohne konventionellen Dünger zu bestellen. Besonders spannend ist dabei, dass wir insbesondere von älteren Landwirten die Rückmeldung bekommen, dass sie sich erinnern, wie in ihrer eigenen Kindheit ebenfalls Kohle verwendet wurde, um Böden fruchtbar zu machen. Mit dem Projekt beleben wir also auch Jahrhunderte altes Wissen wieder.

Ein Blick in die Zukunft

Die Infrastruktur, die durch unser Pilotprojekt geschaffen wurde, ist eine wichtige Grundlage für die zukünftige Weiterentwicklung des Projekts. Wir planen das Projekt auszubauen, indem wir größere Mengen an Pflanzenkohle von den Haushalten beziehen und diese in einer zentralisierten Düngemittelfabrik zu einem perfekt an die Bedingungen angepassten organischem Dünger verarbeiten. Den Kaufenden bieten wir Trainings für die besten Techniken bei der Düngung und Pflanzung an.

Hintergrund Pflanzenkohle

Pflanzen nehmen mittels Sonnenenergie CO2 aus der Luft auf und bauen den Kohlenstoff in ihre Zellstrukturen ein. Sie entziehen damit CO2 ganz natürlich der Atmosphäre. Menschen können die Biomasse der Pflanzen zu Pflanzenkohle verarbeiten, bevor die Verrottung einsetzt und das CO2 wieder frei wird. In Form von Pflanzenkohle bleibt der Kohlenstoff über Jahrhunderte hinweg in der Erde gespeichert. Selbst dann, wenn die Pflanzenkohle einfach auf die obersten Bodenschichten ausgebracht oder untergepflügt wird. Pflanzenkohle widersteht den biologischen Abbauprozessen im Boden durch ihre besondere Struktur. Damit das wirklich sicher ist, muss das Verhältnis zwischen Wasserstoff und organischem Kohlenstoff, aus dem die Pflanzenkohle zusammengesetzt ist, einen bestimmten Wert unterschreiten (Persistence of biochar in soil). Das kann eindeutig im Labor getestet werden. Ist dieser Wert erreicht, sagt die Wissenschaft, dass jährlich maximal 0,3 % der Pflanzenkohle abgebaut (Senkenpotenzial) und damit nur geringe Mengen CO2 emittiert werden. Nach 100 Jahren sind beispielsweise noch mindestens 74 % des Kohlenstoffs sicher im Boden gebunden. Von diesem Anteil ziehen wir bei der Berechnung der negativen Emission noch alle Emissionen ab, die im Projekt entstehen.

Pflanzenkohle hat viele weitere positive Effekte. Neben der CO2-Bindung im Boden kann sie auch als Trägermaterial für Nährstoffe und damit zur Anreicherung des Bodens verwendet werden. Besonders in tropischen Böden kann sie so zu Ertragssteigerungen bei der Ernte führen. Die Pflanzenkohle fängt im Boden das Wasser der Starkregen im Monsun auf und gibt es über Wochen hinweg wieder an die Pflanzen ab. Damit verhindert sie als Wasserspeicher die Ausspülung von Nährstoffen aus dem Boden. Außerdem kommen weitere wichtige Faktoren zum Tragen: Die grundlegenden Kreisläufe des Ökosystems bleiben erhalten. Die Pflanzenkohle kommt wieder genau dort zurück in den Boden, wo die Pflanzen gewachsen sind. Wichtige Mineralien und wichtige Spurenelemente verbleiben, und der Boden laugt nicht aus. Pflanzenkohle verbindet so Kohlenstoffspeicherung mit nachhaltiger Landwirtschaft.

Unser Partner

Sapient Infotech ist eine kleine Firma aus Kalkutta. Bei allen Aktivitäten hat Sapient stets das Wohl des Klimas und der lokalen Bevölkerung im Sinn. Sapient betreibt die Ofenmanufaktur und schreckt nicht davor zurück, direkt in die Dörfer zu gehen und dort mit den Menschen zusammen zu arbeiten. Im ländlichen Raum hat Sapient ein Netzwerk aus Feldassistenten und –assistentinnen aufgebaut und vertreibt die Kochöfen direkt an die Familien. Für das Pflanzenkohleprojekt wagt sich Sapient in neue Gefilde und baut zusammen mit Landwirtschaftexperten eine Fabrik für Dünger auf. Höchstes Ziel dabei wieder: Den Landwirten einen organischen und effizienten Dünger für ihre Felder zur Verfügung zu stellen und die Lokalbevölkerung direkt vom Projekt profitieren zu lassen.

Klara Kellner
Projektmanagerin Klimaschutzprojekte
M.Sc. Bauingenieurwesen
+49 (0) 30 120 84 80 69