Zusammenfassung

Technologietransfer :Saubere Pyrolyseanlage zur Produktion von 2000t Pflanzenkohle im Jahr, Verbreitung von effizienten Managementtechniken für den Waldbau
Lokale Umwelt :Fruchtbare Böden durch Pflanzenkohle, Reduzierung von Waldbrandgefahr durch Nutzung von Schnittresten aus dem Holzanbau, Verbesserung der lokalen Bodenqualität
Weitere Vorteile :Arbeitsplätze in der Pyrolysefabrik, Weiteres Einkommen für Kleinstwaldbesitzende, Stärkung lokaler Wirtschaftskreisläufe
Zielgruppe :Kleinwaldbesitzende und Landwirte in Iringa
Lokaler Partner :Dark Earth Carbon

Mitten im Herzen der Holzproduktion in Tansania, Iringa, wird atmosfair ab 2024 zusammen mit der tansanischen Firma Dark Earth Carbon (DEC) in einer großen Pyrolyseanlage jedes Jahr 2000 Tonnen Pflanzenkohle produzieren und sie als Dünger auf den tansanischen Ackerböden einsetzen. Durch die Einbringung der Pflanzenkohle wird CO2 dauerhaft gespeichert, während gleichzeitig wertvolle Nährstoffe dem Boden beigefügt werden.

Als Ausgangsstoff verwenden wir Holzschnittreste, die sowohl bei der Waldpflege als auch in kleinen holzverarbeitenden Betrieben anfallen. Vor Projektstart wurden die Holzreste auf hohe Haufen aufgetürmt, die entweder offen verbrannt oder im Wald zurückgelassen wurden und eine große Gefahr für die Ausbreitung von Waldbränden darstellten. Mit dem Projekt ändern wir das nun, und nutzen wenigstens einen Teil der schier endlos wirkenden Biomassereste. Auch die lokale Waldbehörde befürwortet das Projekt daher wärmstens, denn es senkt die Waldbrandgefahr.

Hierbei spielen soziale Faktoren eine große Rolle. Wir beziehen einen großen Teil der benötigten Schnittreste von Kleinstwaldbesitzenden und stärken damit die lokale Wirtschaft. Die Kleinstwaldbesitzenden besitzen Waldstücke von weniger als einem Hektar und verdienen sich durch den Verkauf des Holzes Geld hinzu, ihr Haupteinkommen erhalten sie jedoch durch andere Aktivitäten. Die Mitarbeitenden von DEC fahren direkt zu den Dörfern und kaufen die Schnittreste dort direkt ab und häckseln sie in einer mobilen Anlage. Eine weitere Herausforderung – nicht umsonst gibt es bisher kaum Logistik in den abgelegenen Gebieten. Dort organisatorisch und wirtschaftlich tragfähig einen Abkauf zu ermöglichen setzt viel Arbeit voraus. Damit aber noch nicht genug, atmosfair und DEC bieten zusätzlich Schulungen zu Biodiversität für die Kleinstwaldbesitzenden an. In diesen Schulungen heben wir die Widerstandsfähigkeit von biodiversen Anbauflächen hervor und rufen einheimische Baumsorten in Erinnerung, die sich gut für die Holzwirtschaft eignen.

Wenn alle LKWs mit den Holzschnittresten bei der Fabrik angekommen sind, verkohlen sie in der Pyrolyseanlage zu Pflanzenkohle. Pflanzenkohle ist ein vielseitiges, kohlenstoffreiches, und stabiles Material. Als Bodenzusatzstoff erhöht es die Wasserhaltefähigkeit, den pH-Wert und saugt Nährstoffe, die wichtig für die Pflanzen sind, wie ein Schwamm auf und verhindert damit, dass ein Starkregen sie aus dem Boden auswäscht. 65% der tansanischen Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Durch die Entwicklung und Testung eines perfekt auf die lokalen Bedingungen angepassten Pflanzenkohledüngers leisten wir einen Beitrag zur Fruchtbarkeit des Landes.

Hintergrund Pflanzenkohle

Pflanzen nehmen mittels Sonnenenergie CO2 aus der Luft auf und bauen den Kohlenstoff in ihre Zellstrukturen ein. Sie entziehen damit CO2 ganz natürlich der Atmosphäre. Menschen können die Biomasse der Pflanzen zu Pflanzenkohle verarbeiten, bevor die Verrottung einsetzt und das CO2 wieder frei wird. In Form von Pflanzenkohle bleibt der Kohlenstoff über Jahrhunderte hinweg in der Erde gespeichert. Selbst dann, wenn die Pflanzenkohle einfach auf die obersten Bodenschichten ausgebracht oder untergepflügt wird. Pflanzenkohle widersteht den biologischen Abbauprozessen im Boden durch ihre besondere Struktur. Damit das wirklich sicher ist, muss das Verhältnis zwischen Wasserstoff und organischem Kohlenstoff, aus dem die Pflanzenkohle zusammengesetzt ist, einen bestimmten Wert unterschreiten (Persistence of biochar in soil). Das kann eindeutig im Labor getestet werden. Ist dieser Wert erreicht, sagt die Wissenschaft, dass jährlich maximal 0,3 % der Pflanzenkohle abgebaut (Senkenpotenzial) und damit nur geringe Mengen CO2 emittiert werden. Nach 100 Jahren sind beispielsweise noch mindestens 74 % des Kohlenstoffs sicher im Boden gebunden. Von diesem Anteil ziehen wir bei der Berechnung der negativen Emission noch alle Emissionen ab, die im Projekt entstehen.

Pflanzenkohle hat viele weitere positive Effekte. Neben der CO2-Bindung im Boden kann sie auch als Trägermaterial für Nährstoffe und damit zur Anreicherung des Bodens verwendet werden. Besonders in tropischen Böden kann sie so zu Ertragssteigerungen bei der Ernte führen. Die Pflanzenkohle fängt im Boden das Wasser der Starkregen im Monsun auf und gibt es über Wochen hinweg wieder an die Pflanzen ab. Damit verhindert sie als Wasserspeicher die Ausspülung von Nährstoffen aus dem Boden. Außerdem kommen weitere wichtige Faktoren zum Tragen: Die grundlegenden Kreisläufe des Ökosystems bleiben erhalten. Die Pflanzenkohle kommt wieder genau dort zurück in den Boden, wo die Pflanzen gewachsen sind. Wichtige Mineralien und wichtige Spurenelemente verbleiben, und der Boden laugt nicht aus. Pflanzenkohle verbindet so Kohlenstoffspeicherung mit nachhaltiger Landwirtschaft.

Unser Partner

Dark Earth Carbon ist eine tansanische Firma, die sich dem Klimaschutz und der Verbesserung von Lebensqualität verschrieben hat. Dabei ist ihnen die Kombination aus Kohlenstoffspeicherung und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, die direkt auch eine positive Auswirkung auf die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung hat, besonders wichtig. Die Gründer von Dark Earth Carbon haben mehrjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit ländlicher Bevölkerung und in der ökologischen Landwirtschaft in Tansania.

Dr. Lisa Bretschneider
Projektentwicklerin
Geowissenschaftlerin
+49 (0) 30 120 84 80 - 73