Warum unterstützt atmosfair nur Klimaschutzprojekte im globalen Süden?

Das atmosfair nur Klimaschutzprojekte im globalen Süden unterstützt hat mehrere Gründe.

Klimawandel und Klimagerechtigkeit:

Industrienationen sind Hauptverursacher des Klimawandels. Nur ca. sieben Prozent der Weltbevölkerung sind schon einmal geflogen. Die Folgen des Klimawandels treffen aber die Länder des globalen Südens zuerst und am stärksten.  Deswegen ist es nur gerecht, wenn die Verursacher (in diesem Fall Flugpassagiere) ihr Geld über atmosfair dazu verwenden, auch in Ländern des globalen Südens erneuerbare Energien auszubauen.

Problem Doppelzählung:

Klingt nach Formalie, ist es aber nicht – Klimaschutzprojekte in Deutschland führen wegen des EU-Emissionshandels nicht zur CO₂-Minderung. Die CO₂-Emissionen aller EU-Länder werden genau erfasst und sind zudem „abgezählt“. Jedes EU-Land darf bis 2030 eine genau festgelegte Menge an CO₂ ausstoßen. Wenn ein Kraftwerk in Polen aber mehr CO₂ ausstößt als ihm zugestanden wurde, muss es die fehlenden Tonnen CO₂ von einem anderen Betrieb z.B. in Frankreich kaufen, wenn dieser Betrieb weniger CO₂ emittiert als ihm zugestanden wurde. Und darin liegt auch das Problem Doppelzählung: Die von Frankreich eingesparte Tonne kommt in jedem Fall in die Atmosphäre, das ist das Prinzip des Emissionshandels, insgesamt werden es nur deswegen weniger CO₂-Emissionen, weil die politisch festgelegte CO₂-Gesamtmenge bis 2030 gegenüber 2012 sinkt.  Wenn also ein von atmosfair gebauter Windpark in Deutschland CO₂ sparte, dann käme woanders in der EU genau diese Menge an CO₂ wieder in die Atmosphäre, entweder sofort oder mit Verzögerung, denn CO₂-Emissionsrechte können auch gespart und später verausgabt werden. Aus diesem Grund betreibt atmosfair in Deutschland Projekte zur Bewusstseinsbildung an Schulen, ohne sich dafür CO₂-Minderungen anzurechnen.

Seit dem Pariser Klimaschutzabkommen haben auch Länder des globalen Südens verpflichtende Einsparungsziele. Die Emissionseinsparungen der atmosfair Klimaschutzprojekte in diesen Ländern werden in deren Inventar erfasst. Um die Kompensation weiterhin anbieten zu können und die Doppelzählung zu vermeiden, hat atmosfair mit einigen Projektländern Vereinbarungen zur Nutzung der Einsparungszertifikate getroffen. Dadurch fördert atmosfair auch die Weiterentwicklung erneuerbarer Energietechnologien in diesen Ländern. Um die Kompensation weiterhin anbieten zu können und Doppelzählung zu vermeiden, betreibt atmosfair seit dem 01.01.2021 die Genehmigung der Projekte nach dem neuen Regelwerk des Klimaschutzabkommens von Paris. atmosfairs Kompensations-Projekte haben bereits Zusagen der Gastländer erhalten (inkl. sog. Corresponding Adjustments) oder nutzen CO₂ -Minderungen von vor dem obigen Stichtag, um Doppelzählungen auszuschließen.

Optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis:

Pro Euro Investition kann ein Projekt in einem Land des globalen Südens bis zu zehnmal mehr CO₂ einsparen als in der EU. Oder andersherum ausgedrückt: Wenn die CO₂-Kompensation für Ihren Flug z.B. mit Solaranlagen in Deutschland wieder eingespart werden sollten (unabhängig von der Doppelzählung, siehe Punkt 2), dann würde die Kompensation für einen Flug von Frankfurt nach Teneriffa und zurück etwa 200 EUR kosten!

Zusatznutzen:

Unsere Klimaschutzprojekte unterstützen Länder des globalen Südens bei der nachhaltigen Entwicklung, durch z.B. durch Schaffung von Arbeitsplätzen, Minimierung der häuslichen Energiekosten oder Reduzierung der Lebenskosten und gesundheitlichen Risiken.

    Warum pflanzt atmosfair keine Bäume?

    Entwaldung und Waldverlust weltweit stellen eine riesige Herausforderung dar, nicht nur für die Klimaerwärmung. atmosfair ist deshalb für Programme zur Wiederaufforstung. Die Finanzierung von Aufforstung über CO₂-Zertifikate halten wir aber für einen gefährlichen Weg, weil bei dieser Form der Kompensation die Dauerhaftigkeit nicht garantiert ist. Wälder müssen über 50 Jahre sicher stehen, bevor die CO₂-Ersparnis als dauerhaft gelten kann, ein Zeitraum, den kein privater Akteur heute garantieren kann (und es auch nicht können sollte angesichts der nötigen Landnutzungsentscheidungen und Interessensabwägungen zwischen Bevölkerung, Landwirtschaft oder Industrie seitens der Regierung). Das Aufforsten von Wäldern garantiert demnach nicht, dass CO₂ dauerhaft eingespart wird. Bäume können gefällt werden oder ungeplant niederbrennen. Dadurch entweicht der in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff wieder als CO₂-Emission in die Luft, sodass die ursprünglich durch SpenderInnen gebundenen Emissionen wieder freigesetzt werden.

    Hier finden Sie weitere Informationen zu Waldschutzprojekten.

    Wofür steht „CDM"?

    CDM steht für Clean Development Mechanism. Der CDM ist im Artikel 12 des Kyoto Protokolls von 1997 definiert. Er ist ein Prüfprozess der Vereinten Nationen, der vor allem die Zulassung, Qualifikation und Haftung von Prüforganisationen bei der Prüfung von Kompensationsprojekten regelt, sowie Projektkriterien, Anhörungen der Anwohner im Projektland, transparente Dokumentationen etc.
    Der CDM-Standard ist seit dem Pariser Klimaschutzabkommen 2020 ausgelaufen.

    Ein nachfolgender Standard ist derzeit von den Vereinten Nationen in der Bearbeitung. Klimaschutzprojekte von atmosfair sind nach den Standards des CDM entwickelt und beim Gold Standard (Schweizer Stiftung) registriert. Der Gold Standard verpflichtet atmosfair-Projekte zu Zusatznutzen wie: Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort, lokaler Umweltschutz oder Beitrag zur Gesundheitsverbesserung.  Dies bedeutet, dass die Projekte neben der CO₂-Minderung einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Projektgebieten in Ländern des globalen Südens leisten müssen.

    Detaillierte Informationen zu unseren Standards finden Sie hier.

    Warum so viele Haushaltsprojekte und nicht Großprojekte wie z. B. Windparks?

    Haushaltsprojekte sind mit nur ca. 1% im CDM unterrepräsentiert. Die genaue und transparente Prüfung der CO₂-Reduktion durch akkreditierte Prüfer ist für die meisten kleinen Projekte unverhältnismäßig aufwändig. So bleibt schnell eine Idee des Pariser Klimaschutzabkommens auf der Strecke: Die Verbindung von Klimaschutz mit lokaler nachhaltiger Entwicklung und der Armutsbekämpfung in Ländern des globalen Südens. Um dieser auch gerecht zu werden, unterstützt atmosfair grundsätzlich Haushaltsprojekte.

    Warum hat atmosfair keine Projekte in Deutschland?

    Siehe: „Warum unterstützt atmosfair nur Klimaschutzprojekte in Ländern des globalen Südens?“

    Kann ich mir ein Projekt aussuchen, mit dem ich kompensiere?

    Ja, für die Kompensation eines Fluges bietet atmosfair neben dem Projektportfolio die Projekte „Effiziente Öfen in Ruanda“ oder „Kleinbiogasanlagen in Nepal“ an, da es sich hierbei um Projekte handelt, mit deren Gastgeberland atmosfair Vereinbarungen für die Kompensation getroffen hat. Detaillierte Informationen finden Sie hier.

    Die Einsparung einer Wunschmenge CO₂ ist nur im Projektportfolio möglich. Dies hat mehrere Gründe. Erstens gibt es teurere und günstigere Projekte, aber wir wollen alle fördern. Zweitens gibt es Projekte, die für Spendende nicht so attraktiv aussehen, denen atmosfair aber bereits Förderzusagen gegeben hat. Und drittens entwickeln sich Projekte: Während ein Projekt in einem Jahr wenig Geld braucht, kann es im nächsten auf einmal unvorhergesehen viel sein. Wir wollen uns mit der Förderung in erster Linie daran ausrichten, was die Menschen vor Ort heute brauchen.

    Was ist der Unterschied zwischen Einsparung und Kompensation?

    Alle für die Einsparung und Kompensation angebotenen Klimaschutzprojekte von atmosfair waren unter dem Kyoto-Protokoll nach dem CDM-Standard und sind zusätzlich unter dem Gold Standard registriert.

    Seit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat jedes Land (und somit auch die Länder des globalen Südens) verpflichtende Emissionseinsparungsziele.

    Spart das atmosfair Klimaschutzprojekt CO₂-Emissionen ein, laufen die Einsparungen automatisch im Inventar des Projektlandes auf. atmosfair unterstützt das Gastgeberland also dabei, dessen CO₂-Emissionensziele zu erreichen. Dieses Modell heißt Contribution Claim.

    Für die Kompensation hat atmosfair mit dem Gastgeberland des Projektes vereinbart (Corresponding Adjustment), dass die eingesparten CO₂-Emissionen nicht im Inventar des Projektlandes erscheinen, sondern atmosfair zur Verfügung gestellt werden. atmosfair fördert somit weiterhin den Ausbau erneuerbarer Energietechnologien in dem Projektland und bietet für Sie die Kompensation an.

    Weitere Informationen zu Contribution Claims (CC) und Corresponding Adjustment (CA) finden Sie hier.