1. April 2020, Janine Adler (Managerin Klimaschutzprojekte)

Kathmandu, 24. Februar 2020: Ankunft am Flughafen „Tribhuvan International Airport“. Vom 24. Februar bis zum 10. März begab ich mich nach zwei Jahren erneut nach Nepal und besuchte die beiden Projekte, für die ich verantwortlich bin: das Haushaltsbiogas-Projekt sowie den im Aufbau befindlichen, zweiten Climate Trek im Langtang Tal. Das Ziel meines Besuches war es zum einen, an dem Audit für atmosfairs Biogasprojekt teilzunehmen, in welchem unsere jährlich erhobenen CO2-Minderungen von einem unabhängigen, UN-akkreditierten Prüfer stichprobenartig kontrolliert werden. Zum anderen galt es für mich den zweiten klimafreundlichen Trekkingpfad persönlich zu erkunden und mein Projektpartner kennenzulernen oder auch wiederzutreffen.

atmosfair im Erdbebengebiet – das Langtang Tal: Unser 2. Klimafreundlicher Trekkingpfad

Direkt im Anschluss an den Auditbesuch machte ich mich auf den Weg in das Langtang Tal. Nach 6-8 Stunden meist holpriger Autofahrt kam ich nördlich von Kathmandu in Shafrubesi an, dem ersten Übernachtungsort des Treks. Noch am selben Abend diskutierte ich mit den Lodgebesitzern rege im Hotel Green Guest House über die Standards des Treks und darüber, welche Umbauarbeiten nötig sind. Denn was die Climate Treks ausmacht ist, dass ihre Lodges einen höheren Komfortstandard anbieten, der nicht auf Kosten der Umwelt geht. Dies erreichen wir, indem wir den Lodges zum Beispiel eine Warmwasser- und konstante Stromversorgung mit Solarenergie ermöglichen.

Diskussion vor dem Altenheim in Kyanjin Gompa. V.l.n.r.: Mitbe-wohner des Altenheims, Chhime Tamang (Tenjin Eco Treks), Janine Adler (atmosfair), Passang Tamang (Tenjin Eco Treks)

Zusammen mit atmosfairs lokalem Projektmanager, Bimal B.K., und zwei Vertretern der beteiligten lokalen Reiseagentur Tenjin Eco Treks, Passang Tamang sowie Chhime Tamang, wanderte ich in 6 Tagen hin und zurück durch das Langtang Tal und überwand dabei insgesamt 4.000 Höhenmeter. Da die beiden Vertreter von Tenjin Eco Treks auch gleichzeitig Lodgebesitzer in unserem Projekt sind, konnten wir vier uns schon während des Wanderns darüber austauschen, welche natürlichen Baumaterialen vor Ort zur Verfügung stehen oder wie atmosfair finanziell soziale Einrichtungen wie z.B. das Altenheim in Kyanjin Gompa unterstützen kann. Nach der Begehung des Treks trafen wir alle Lodgebesitzer noch einmal in Kathmandu, um sie auf die weiteren Schritte und die vor uns liegende Bauphase einzustimmen.

Treffen mit allen Lodgebesitzern in Kathmandu

Nachdem wir in der Region Helambu zusammen mit dem forum anders reisen erfolgreich den ersten Climate Trek ins Leben gerufen hatten, gilt es nun das Erfolgskonzept im Langtang Tal zu reproduzieren. Wir haben aus dem Pilotprojekt in Helambu viel gelernt und uns in Langtang z.B. dafür entschieden, einen Ingenieur dauerhaft ins Feld zu entsenden, sodass er die Bauarbeiten besser überwachen kann, als dies in Helambu möglich war. Wir sind gespannt, welche Herausforderungen diesmal in der Umsetzung des zweiten Climate Treks auf uns warten.

Blick hinunter ins Langtang Tal und auf den Ort Langtang Village

Zum 6. Mal: C02-Minderungen in Nepal durch den Bau von Biogasanlagen

Bevor ich über meine Erlebnisse vor Ort berichte, möchte ich kurz noch auf die Technologie unserer Biogasanlagen eingehen. Es handelt sich dabei um Kleinbiogasanlagen für Haushalte. Üblicherweise kochen die Menschen in Nepal vorrangig mit Holz. Als wichtigster Energieträger setzt jedoch der oftmals illegale Holzeinschlag den Waldbestand unter Druck. Biogas aus Kuhdung bietet also eine erneuerbare Energiequelle, die genau das verhindert. Dafür benötigen die Haushalte mindestens zwei Rinder, Büffel oder ähnliches Vieh, um genügend Dung für einen kontinuierlichen Betrieb der Biogasanlage zu erhalten. Die Gülle wird dabei 1:1 mit Wasser gemischt und in einem Faulbehälter gesammelt. Durch die Vergärung entsteht ein Gas, welches sich im oberen Teil der Anlage sammelt. Dieses wird über die Rohre zu den Gaskochern in die Küchen der Familien geleitet. Damit erhalten die Familien einen rauchfreien Energieträger und sie müssen nicht mehr der beschwerlichen Arbeit des Holzsammelns nachgehen.

Nutzerin kocht Tee mit rauchfreiem Biogas

Als ich also Ende Februar in Nepal war, stand in atmosfairs größtem Klimaschutzprojekt die 6. Prüfung der jährlich erreichten CO2-Einsparungen an. Im Laufe des letzten Jahres wurden von unserem Partner Alternative Energy Promotion Center (AEPC) umfassende Nutzerbefragungen durchgeführt. Diese sind nötig, um die tatsächlich erreichten CO2-Minderungen basierend auf dem Kochverhalten der Haushalte zu erfassen.  Mittels dieser Befragungen erstellte atmosfair zusammen mit AEPC einen Bericht, dessen Angaben nun vor Ort von einem unabhängigen, bei der UN akkreditierten Auditor überprüft wurden. Ich begleitete den Auditor der Firma Epic Sustainability sowie Mr. Prem Pokhrel von AEPC bei den stichprobenartigen Besuchen der Haushalte in der Region Dhading. Fragen, die der Prüfer den Nutzern während solcher Besuche stellt, lauten z.B.: „Hat sich die Rauchentwicklung beim Kochen in Ihrer Küche verringert?“ oder „Wie häufig am Tag kochen Sie mit Biogas?“ Das Schöne an diesen Projektbesuchen ist, die Gastfreundschaft der Menschen auf dem Land zu erleben. Schnell wurde ich auf einen Masala-Tee eingeladen und in ein Gespräch verwickelt. Letztendlich lerne ich so mein Projekt noch besser kennen, welches ich ja sonst nur aus dem Berliner Büro betreuen kann.

Prem Pokhrel (l.) von AEPC und Dr. D. Sid-daramu (r.) vom Auditor EPIC prüfen eine Bio-gasanlage

Auch wenn ich nicht das ganze Auditoring begleiten konnte, da ich noch ins Langtang Tal musste, sind solche Projekteinblicke für das Management aus der Ferne sehr hilfreich. Die Prüfung verlief übrigens erfolgreich und nun haben wir alle Dokumente bei der UN hochgeladen, wo sie nun abschließend geprüft werden.

Biogas-Nutzer beim Anrühren des Gemischs aus Dung und Wasser zur Befüllung der Biogasanlage