Kampong Thom Provinz, Kambodscha, Juni 2025. atmosfair und HUSK bauen in Kambodscha eine Pyrolyseanlage, die mit einer neuartigen Technologie aus Reishülsen Pflanzenkohle herstellt. Dazu haben wir jetzt einen Vertrag mit dem Projektentwickler HUSK unterzeichnet, der ein Verfahren entwickelt hat, um den Reststoff aus der Reisproduktion in Biodünger zu verwandeln. Dieser bindet dauerhaft Kohlenstoff im Boden und sorgt so für negative Emissionen.

„Reis ist in Südostasien das wichtigste Grundnahrungsmittel. Wenn seine Körner gedroschen werden, fallen tonnenweise Hülsen an, die bisher meist ungenutzt verbrannt werden oder verrotten. Wir freuen uns, dass wir diese Abfälle jetzt nutzen können, um das Klima zu schützen,“ erklärt atmosfair Projektmanagerin Constanza Terazzi. atmosfair finanziert Bau und Betrieb einer Pyrolyseanlage in der Provinz Kampong Thom in Kambodscha. Im Oktober 2025 wird sie in Betrieb gehen und jeden Tag aus sechs Tonnen Reishülsen drei Tonnen Pflanzenkohle herstellen. Die Spelzen fallen in einer Reismühle direkt neben der Pyrolyseanlage an. Im Jahr kommen wir auf insgesamt 620 Tonnen Pflanzenkohle, die 750 Tonnen an CO₂ dauerhaft in den Boden bringen.

Reisbäuerin in Zentral-Kambodscha, die HUSK-Biodünger aus Pflanzenkohle verwendet.

Erste Verkohlungs-Technologie für Reisspelzen

HUSK-Mitgründerin und -Vorsitzende Heloise Buckland erklärt, warum die Technologie von HUSK ein Meilenstein für die Herstellung von Pflanzenkohle ist: „Reisspelzen sind eine schwierige Restbiomasse, die sich nicht so einfach verkohlen lässt, wie zum Beispiel Holz. Dies liegt vor allem an dem hohen Anteil von Kieselsäure. Aber in den letzten fünf Jahren haben wir einen Weg gefunden, daraus Pflanzenkohle von hoher Qualität herzustellen. Das eröffnet riesige Möglichkeiten angesichts von weltweit 150 Millionen Tonnen an Reisspelzen, die jedes Jahr anfallen.“ Allein in Kambodscha hinterlassen Reismühlen jedes Jahr zwei Millionen Tonnen an ausgedroschenen Hülsen.

HUSK verarbeitet die Pflanzenkohle zu nährstoffreichem Dünger, der speziell auf die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnitten ist. Die Kohle nimmt in ihren Poren wichtige Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Kalium auf. HUSK bietet pflanzenkohle-basierte Dünger für unterschiedliche Feldfrüchte und Wachstumsphasen an. Dazu zählen Reis, Kaffee, Cashew, Zuckerrohr und eine Reihe von Gartenbau-Kulturen. So erhält jede Pflanzenart eine für sie optimierte Mischung an Nährstoffen.

Luftaufnahme der Produktionsanlage für Pflanzendünger in Kambodscha.

Expansion nach Vietnam geplant

Nach der Pyrolyseanlage in Kambodscha werden wir nächstes Jahr eine zweite Anlage in Vietnam errichten. Ab Juni 2026 wird sie täglich zehn Tonnen Pflanzenkohle aus 20 Tonnen Reisspelzen herstellen. Auch in der vietnamesischen Reisproduktion fallen große Mengen an Restbiomassen an, die die Menschen bisher oft entsorgen oder verbrennen.

In Südostasien sind die Böden stark ausgelaugt. Deshalb führen die Landwirte ihnen zunehmend Nährstoffe zu, um sicherzustellen, dass ihre Pflanzen wachsen können. Bisher geschieht dies meist mit Mineraldünger, dessen Herstellung und Anwendung Treibhausgase freisetzt. Biodünger aus Pflanzenkohle ist ein klimafreundlicher Ersatz für diesen, so dass der Einsatz von klimaschädlichem Kunstdünger sinken wird. HUSK plant, bis 2030 mindestens 10.000 Landwirte mit Pflanzenkohle-Dünger bei der Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft zu unterstützen.

Hintergrund: Pyrolyse

Bei der Pyrolyse erhitzen wir die Reisspelzen auf hohe Temperaturen. Dabei entweichen energiereiche Gase, die wir verbrennen und damit Energie für den Betrieb der Anlage erzeugen. Zurück bleibt reiner Kohlenstoff, den die Reispflanzen aus dem Kohlendioxid in der Luft beziehen, während sie wachsen. Als Dünger eingesetzt bleibt der Kohlenstoff Jahrhunderte lang im Boden gebunden.

Die Pyrolyseanlage bezieht die Reisspelzen von der Reismühle direkt nebenan. Die Restbiomassen werden bisher entweder verbrannt oder verrotten ungenutzt.