Presseerklärung und Pressekonferenz

Alterative Energy Promotion Center, Nepal
atmosfair gGmbH, Deutschland

 29.10.2021: Die Regierung von Nepal und atmosfair bauen gemeinsam ihr Biogasprogramm aus. Die neuartige Vereinbarung bewahrt auch unter dem Pariser Klimaabkommen die Wirksamkeit freiwilliger CO2-Kompensation für den Klimaschutz. Die Vereinbarung ist damit Wegweiser für die anstehenden COP 26-Verhandlungen in Glasgow und Benchmark für freiwillige CO2-Kompensationsmärkte weltweit.

  • Zubau von jährlich 20.000 neuen Biogasanlagen in Nepal.
  • Die neue Vereinbarung verhindert erstmalig weltweit Doppelzählung der CO2-Reduktionen.
  • Neue Integritätskriterien stellen sicher, dass das Biogasprogramm fortlaufend hohe Nutzen für Nepal bringt.
  • Neue Ära der freiwilligen Kompensations-Märkte eingeläutet: Die CO2-Kompensation bewirkt in dieser neuartigen Vereinbarung die dringend benötigte Ambitionssteigerung des Pariser Abkommens.
  • Der gegenwärtige Markt für CO2-Kompensation, Klimaneutralitäts-Labels für Verbraucher etc. teilt sich damit in zwei Kategorien: Kompensationsprojekte mit zusätzlicher Ambitionssteigerung ohne Doppelzählungen und solche, die nicht mehr kompensieren.

Kathmandu und Berlin, 29.10.2021: Die Regierung von Nepal und die deutsche Klimaorganisation atmosfair haben eine neue wegweisende Kooperation vereinbart. Im Rahmen der langfristigen Vereinbarung wird atmosfair den Bau von jährlich 20.000 Haushaltsbiogasanlagen in Nepal finanziell fördern und mitentwickeln. Die CO2-Einsparung wird weder auf die Pariser CO2-Verpflichtungen Nepals noch Deutschlands angerechnet, sondern dient lediglich der freiwilligen und zusätzlichen Kompensation von Flug- und anderen Emissionen von atmosfair-Kunden. Die Vereinbarung bewirkt damit neue CO2-Einsparungen unter dem Paris Abkommen (sog. ambition raising). Sie hat Vorbildfunktion für die anstehenden COP 26-Verhandlungen in Glasgow.

„Nepal begrüßt die atmosfair-Förderung für den kontinuierlichen Bau neuer Biogasanlagen für Haushalte in ganz Nepal. Die Partnerschaft mit atmosfair bringt uns viele Vorteile: Für nepalesische Haushalte, die Wirtschaft und das Klima.“ sagt Mr. Nawa Raj Dhakal, Vizepräsident im Ministerium für Energie- und Wasserressourcen. Zusammen mit den in den Vorjahren über atmosfair installierten Biogasanlagen entsprechen die CO2-Einsparungen etwa 10% des gesamten CO2-Fußabdrucks Nepals.

Unter dem Pariser Abkommen ist die CO2-Kompensation seit Januar 2021 nicht mehr einfach möglich. Die CO2-Reduktionen in Projekten gehören seitdem automatisch dem Projektland wie Nepal, und es gibt noch keine internationalen Regeln, die eine Übertragung dieser CO2-Reduktionen für die CO2-Kompensation auf ein anderes Land oder Unternehmen wie atmosfair erlauben. Es droht, dass derzeit laufende und vermarktete Projekte die CO2-Minderungen zur CO2-Kompensation beanspruchen, ohne dass dafür eine Rechtsgrundlage besteht. Das kann zu Doppelzählungen führen, weil sowohl das Projektland als auch das kompensierende Unternehmen die CO2-Reduktion für sich beanspruchen.

Mit der neuen Vereinbarung lösen Nepal und atmosfair diese Situation. Nepal willigt ein, die CO2-Minderungen an atmosfair zu übertragen und für seine eigenen CO2-Reduktionspflichten unter Paris nicht zu zählen (sog. corresponding adjustments). Weil aber atmosfair die CO2-Minderungen nur für die freiwillige CO2-Kompensation an seine Kunden vermarktet, kann sich auch Deutschland die CO2-Minderungen nicht auf seine Pariser Klimaziele anrechnen. Unter dem Strich erreicht nun Nepal seine CO2-Reduktionsziele von Paris mit zusätzlichen Maßnahmen, was die CO2-Minderungen in der Summe erhöht (sog. amibition rasining).

„Die freiwillige CO2-Kompensation kann über den CO2-Ausgleich hinausgehen und sogar die Minderungsambition steigern, wie im Pariser Abkommen vorgesehen. In unserer Kooperation mit Nepal setzen wir einen neuen Standard für integre freiwillige CO2-Kompensation, frei von Doppelzählung“, sagt Dietrich Brockhagen, CEO von atmosfair.

Qualitätskriterien stellen in der neuen Vereinbarung sicher, dass das Projekt dem Klima und der Wirtschaft Nepals hilft. Sie regeln, dass die atmosfair Mittel für die CO2-Minderungen in Nepal vollständig für den kontinuierlichen Bau neuer Biogasanlagen in Nepal verwendet werden. Darüber hinaus muss die Technologie direkt die Energiewende und Dekarbonisierung in Nepal bewirken und neue Arbeitsplätze in der Wirtschaft schaffen. Diese Art von Projekt wird als „verwundbar“ bezeichnet, weil der Bau neuer Anlagen gestoppt würde, wenn die CO2-Minderungen für atmosfair nicht mehr als CO2-Kompenation anrechenbar und vermarktbar sind. Damit ist das Abkommen ein Wegweiser für die Verhandlungen zu Artikel 6 des Pariser Abkommens, in dem die integre Anrechnung und Übertragung von CO2-Minderungen geregelt werden soll.

„Kunden wie Regierungen und große Unternehmen, die die CO2-Emissionen ihrer Geschäftseisen als freiwillige Klimaschutzmaßnahme kompensieren wollen, fragen schon heute nach CO2-Kompensation ohne Doppelzählung“ beobachtet Dietrich Brockhagen von atmosfair. Er sieht, dass sich der rasch wachsende Markt für freiwillige CO2-Kompensation zukünftig zweiteilen wird. „Es wird wirksame CO2-Kompensation geben, mit der Einwilligung des Projektlandes und in Folge mit zusätzlichen CO2-Reduktionen unter Paris. Und es wird Projekte geben, die zwar dem Projektland helfen, seine CO2-Ziele zu erreichen, die das Land aber auch ohne Projekt erreichen müsste. Das ist keine CO2-Kompensation mehr.“