Dieser Artikel der DN dreht sich um Robert Andrén, Chef der schwedischen Energiebehörde, der den CDM Standard der UN für Kompensationsprojekte verteidigt.

Das Problem, das DN in dem Artikel aufgreift, ist die „Zusätzlichkeit“ von Projekten. Wenn z.B. durch Kompensationsgeld ein Wasserkraftprojekt mitfinanziert wird, welches auch ohne dieses Geld gebaut worden wäre, kann dann überhaupt von CO₂-Kompensation gesprochen werden? Der Clean Development Mechanism sagt hier: Nein. Denn die Zusätzlichkeit ist Voraussetzung für eine Anerkennung des Projektes durch den CDM. Und nach der dürfen nur Projekte gefördert werden, die zusätzlich entstehen, also ohne Kompensationsgeld nicht möglich wären.

Eine von DN angeführte Studie von über 1.000 CDM-Projekten kommt aber zu dem Schluss, dass die meisten CDM-Projekte trotz Zertifizierung dennoch nicht zusätzlich sind, weil sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch so entstanden wären. Denn die Realität ist oft weniger klar als die Regeln: Bis wann genau war also eine Förderung z.B. von Stromerzeugungsprojekten durch Kompensation „zusätzlich“? Robert Andrén verteidigt: „Zurückzuschauen und zu sagen, dass das auch so passiert wäre, ist einfach. Sie wissen aber in dem Moment nicht, wie sich die Strompreise entwickeln werden. Das CDM-System ist nicht perfekt, aber wir haben kein anderes“

Kommentar atmosfair

Wir teilen die Kritik. Die Zusätzlichkeit ist der Schwachpunkt vieler Projekte. Die Studie, auf die sich DN hier bezieht, ist offensichtlich eine Studie des Öko-Instituts von 2016, die in der Tat findet, dass die meisten Projekte nicht zusätzlich sind. Wir halten diese Studie für wegweisend und haben sie seit ihrer Veröffentlichung auf unserer Webseite verlinkt.

Leider geht auch der Gold Standard, den atmosfair als Zusatzstandard zum CDM nutzt, bei der Zusätzlichkeit nicht über die schwachen CDM Kriterien hinaus, was wir kritisiert haben. Weil auch keiner der bestehenden anderen Projektstandards wirklich ausreichend für den Nachweis der Zusätzlichkeit ist, haben wir deshalb eigene Kriterien entwickelt und veröffentlicht, die über diese Standards hinausgehen. Dabei geht es unter anderem darum, dass ein technologieabhängiger fester Mindestanteil der Projektkosten über die Kompensationsgelder getragen werden muss, und dass die Verwendung der Gelder in dem Projekt für zentrale technische Komponenten klar nachgewiesen werden kann.

Wir nutzen bei atmosfair den CDM hauptsächlich als Transparenz- und Governance-Rahmen. Jedes atmosfair-Projekt muss für den CDM über viele Seiten detailliert dokumentiert und von der UN zugelassen werden. Nach der Zulassung messen jährlich haftende und akkreditierte Prüfer die CO₂-Minderungen. Die Ergebnisse veröffentlicht die UN auf ihren eigenen Webseiten, unabhängig von atmosfair. So kann jeder selbst lesen, was die Prüfer in dem Projekt gemessen haben, und welche Behörden im Gastland wie dem Projekt zugestimmt haben.

Links und weiterführende Informationen

DN Artikel: „Generaldirektor der Energiebehörde: Wir müssen an dieses System glauben“ (Schwedisch)

atmosfair Broschüre: „Unser Anspruch für den Klimaschutz

Öko-Insitut: „Wie zusätzlich ist der CDM?“ Studie, 2016 (Englisch)